Remote Work aus Frankreich: Wie und warum es funktioniert

Arbeit oder Auslandsaufenthalt, da muss man sich doch für eines entscheiden! … mag man denken. Wir haben es trotzdem hinbekommen!

Wie und warum wir meinen jetzigen monatelangen Aufenthalt in Frankreich mit einem dennoch effektiven Beitrag zur Teamleistung unter einen Hut bekommen, werde ich im Folgenden näherbringen.

Um zunächst die generelle Verwunderung über diesen Schritt auszuräumen: wieso Ausland? Da ich derzeit im dritten Studienjahr der Betriebswirtschaftslehre bin, bietet sich ein Auslandsaufenthalt zu diesem Zeitpunkt an. Der Schritt ist also völlig aus der Richtung meines Studiums gewachsen, als dass wir bei Lean Ocean sagten “Wir müssen expandieren!”. All die guten Argumente für ein Auslandssemester bleiben nämlich auch bestehen, wenn man nebenbei arbeitet. Es kommen nur ein paar zusätzliche Herausforderungen hinzu – dazu später. Schon vor einem Jahr, noch bevor ich mir genauere Gedanken gemacht hatte, fragte ich Stephan und Olli, ob sich ein eventuelles Auslandssemester mit dem parallelen Arbeiten vertrüge. Nach herzlicher Ermutigung zu diesem Lebensschritt machte ich mich also an die Erasmus-Planung, um letztlich für Straßburg angenommen zu werden. Als eine der für Europa bedeutendsten Städte freute es mich als Deutschfranzosen ungemein, bald dort leben zu dürfen. Der Counter bisheriger Besuche im Europäischen Parlament steht übrigens bei vier – Tendenz steigend.

So, genug persönliches Larifari, nun zum spannenden Teil: Wie funktioniert das Arbeiten?

Den Grundstein für die funktionierende Remote-Zusammenarbeit legt unsere agile Arbeitsweise, welche das ganze Unternehmen umfasst. Wir bedienen uns vieler ihrer Bestandteile, etwa der Sprints, Ticketing, Stand-Ups sowie Retrospektiven. Einen genaueren Überblick gibt unser jüngster Artikel über die Atlassian Plays. Als Remote-Teammitglied ist für mich der schnelle Reviewing-Prozess, die schnelle Kommunikation mit den Kollegen sowie, ganz allgemein, unser Tool-Stack wie Jira, Confluence, Bitbucket am wichtigsten.

Da wir all unsere Arbeit in Tickets aufteilen, laufen zugehörige Fragen und Updates sowieso darüber. Man muss also nicht im Raum stehen, um hier auf dem Laufenden zu sein. Dies erlaubt es mir, von weit weg Arbeit anzunehmen (Tickets bearbeiten) und anderen aufzutragen (Tickets erstellen). Schon im Büro schaut man einfach auf sein Dashboard, um zu sehen, was man als nächstes angehen sollte. Daraus können dann Tickets für andere entstehen. All das ändert sich nicht, wenn man woanders arbeitet.

Vor einem Go-Live mit entsprechender Deadline sind die Kapazitäten eng, dennoch wäre eines fatal: das Testen zu unterschätzen. Darum passte es bei unseren letzten Projekten super, dass ich gerne abends arbeitete. So konnte ich die neuen Ergänzungen des Tages auf dem Staging-Server testen und direkt entsprechende Bug-Tickets schreiben, welche die Developer am nächsten Tag angehen würden. Das Testen auf dem Staging-Server bildet bei uns auch das Tor auf den Production-Server, also ist Vorsicht geboten, ob gefundene Bugs durch eines der neuen Code-Schnipsel verursacht werden oder ob sie ein neues Ticket benötigen – und die anderen somit durchgewunken werden können.

Auch hier profitiere ich natürlich davon, dass wir als Team schon lange zusammen gearbeitet haben, bevor ich wegging. Dadurch hat man ein Gefühl dafür, welche Tickets in diesen Sprint einzuordnen sind, und welche besser im nächsten erledigt werden sollten. Bin ich mir trotzdem unsicher, dann kann ich auch einfach unseren Lead Developer Olli im Ticket anpingen und mit einer schnellen Reaktion rechnen. Bei Nachfragen, etwa ob eine Funktionalität so wie sie besteht gewollt ist, kann ich auch einfach entweder Olli, einen entsprechenden Developer oder im passenden Slack-Kanal fragen.

Längere und kompliziertere Angelegenheiten löst man besser, indem man einfach einen 1:1 Video-Call macht. Dies wäre beispielsweise bei einem umfassenden Microservice-Refactoring der Fall, im Zuge dessen ich alle Behat-Tests unserer BoardingStation neu geschrieben habe. . Der Grund hierfür ist, dass viele unserer Plattform auf unseren Basis-Microservices aufbauen. Deshalb brauchen wir die höchsten Ansprüche an unsere Tests, um die Funktionalitäten dieser Services optimal zu kontrollieren. Wenn hierbei fehlende Funktionen oder nicht perfekt passende Status Codes ans Licht treten, steht man trotz einzeln betrachteter Einfachheit vor einem ganzen Haufen Arbeit. Was man nicht alles tut, um Tech Debt zu minimieren!

Womit wir ja auch schon beim Coden wären. Durch Bitbucket bzw. Git ist das sowieso ganz einfach. Man zieht sich die neuesten Änderungen, lässt eventuell noch aufgrund neuer Behat-Traits den Composer laufen, schreibt seine Tests & Factories und pusht am Ende alles wieder hoch. Genau gleich wie in Münster.

Die größte Challenge besteht nur, wenn man neue Funktionen durch die Tests abbilden soll, statt bestehendes zu refactoren bzw. prüfen. Auch hier verleiht jedoch eine halbe Stunde Video-Call Aufschluss über unser neuestes Microservice-Konzept.

Ich bin mir bewusst, dass diese gute Zusammenarbeit nicht so gut funktionieren würde, wären wir nicht schon vor meinem Aufbruch ein eingespieltes Team gewesen. Die Kommunikation mit den verschiedenen Leuten und jeweils Verantwortlichen im Team könnte ich mir nicht viel leichter vorstellen. Die wöchentlichen knapp 20 Stunden Arbeitszeit mit einem kompletten französischen Vorlesungsplan zu managen, ist schon nicht ohne, dennoch versuche ich explizit einmal die Woche beim täglichen Stand-Up teilzunehmen. Auch hier wieder per Video-Call. Auch alle Aufgaben im Bereich des Business Development sind nur dadurch so gut möglich, weil man über die Jahre ein tiefes Verständnis für die Funktionsweisen des Unternehmens entwickelt.

Unseren regelmäßigen Retrospektiven beiwohnen tue ich jedoch nicht, da hier die Atmosphäre des “wir sitzen gemeinsam an einem Tisch” doch einen starken positiven Faktor bildet. Ausgeglichen wurde dies zuletzt aber von unserer Reise zu den code.talks 2019. Hierfür nahm ich den Zug bis nach Hamburg, um mir dort mit meinen Kollegen neue Wissensimpulse geben zu lassen – und abends zusammen auf der organisierten Party mit Das Bo zu dancen. Auch das ist ein Weg, mit seinem Team in Verbindung zu bleiben.

 

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